28.10.2019, 16:32

In Bezug auf den Kinofilm »Joker« hat Wolfram Ette eine Nachschrift zu seinem Buch »Das eigensinnige Kind« verfasst.

 

So eindrucksvoll dieses Psychogramm ist, das davon erzählt, wie einer, der immer getreten, verachtet, verlacht und wieder getreten wurde, zum Mörder wird und sich rettet, indem er alle Moral zum Teufel jagt – auf den zweiten Blick fällt es vielleicht doch ab im Vergleich mit dem Virtuosen der eigenen Beschädigungen, als welcher der Joker im Batman Film »The Dark Knight« ein Trauma nach dem anderen ausspielt. Dieser Ironiker der postmodernen Traumatophilie, die auf der Suche nach einer Ursprungserzählung im Raum der unbegrenzten Möglichkeiten von Therapie zur Therapie eilt, wirkt nicht nur dämonischer als die alles in allem bemitleidenswerte Jammergestalt im neuen Film; sie wirkt auch zeitgemäßer. Man möchte ja gerne von Missbrauch reden, aber will man sich dem wirklich stellen?

 

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