»Das Kapitel „6 Euá | Wahrnehmung“ ist für mich die faszinierendste Verschriftlichung von teilnehmender Beobachtung, die ich in fast dreißig Jahren fachlich einschlägiger Forschungserfahrung kennengelernt habe. Inga Scharf da Silva gelingt es hier, ihre eigene Erfahrung in der Rolle als Medium für die Verkörperung von spirituellen Entitäten der Umbanda auf eine Weise teilnehmend zu beobachten, dass daraus in wissenschaftlich präziser Sprache eine Beschreibung entsteht, die plausibel nachvollziehbar ist für Menschen, die eine solche Erfahrung bisher nicht gemacht haben. Zugleich ist hier ausdrucksstärker als in irgendeinem anderen Text, den ich kenne, die Verschriftlichung von teilnehmender Beobachtung über die Beschreibung von visuellen, auditiven und olfaktorischen Sinneseindrücken hinausgeführt zur Einbeziehung von Performativität nicht nur fremder Körper im Ritual, sondern des eigenen Körpers in der Erfahrung, dass eine spirituelle Entität diesem Körper einwohnt und sich in seinen Bewegungen, ausdrückt.«
Prof. Dr. Andreas Feldtkeller, Professor für Interkulturelle Theologie, Humboldt Universität zu Berlin
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»Die Arbeit sprengt den üblichen Rahmen einer Dissertation in der Ethnologie und der Religionswissenschaft, bietet aber zugleich – und gerade deshalb – in eindrucksvoller Weise neue Impulse und Zugänge für weitere Forschung. Der fachkundige und kreative Gebrauch des auf Foucault rekurrierenden Archivbegriffs ist lobenswert. Die Konzeptualisierung von Religion als Archiv von Wissen öffnet neue Möglichkeiten für eine Archäologie des religiösen Wissens, die gängige, zur Zeit viel kritisierte Konzeptualisierungen von Religion als Glaube übersteigen und alternative methodische und theoretische Zugänge bieten. Darüber hinaus möchte ich den sehr kompetenten Umgang von Inga Scharf da Silva mit ihrer eigenen Positionalität – als Teil von Umbanda, und, wie sie schreibt, als SchwerHörig – nennen. Hier wird Subjektivität so thematisiert, dass sich daraus konzeptuelle und damit allgemein gültige Einsichten ergeben.«
Prof. Dr. Birgit Meyer, Professorin für Religionswissenschaft an der Universiteit Utrecht
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»Inga Scharf da Silva ist es gelungen, einen übersichtlichen Querschnitt über grundlegende Themen anzulegen sowie eine angemessene Sprache dafür zu finden […]. Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich mit Fragen der religiösen Sozialisation und den gegenwärtigen Veränderungen auch innerhalb großer spiritueller Gemeinschaften auseinandersetzen.« Gert Holle, auf: Glaube aktuell, April 2022.
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»Inga Scharf da Silvas Studie gelingt es in bemerkenswerter Weise, die epistemische Grenze zwischen dem, was in der europäischen Moderne als Religion und was als Wissen gilt, zu überwinden und sich der Umbanda als anderem Wissen zu nähern. Beide Grenzen hängen eng zusammen, denn aus westlich geprägter Perspektive erscheinen nicht-christliche, polytheistische Religionen vielfach als das irrationale Nicht-Wissen der ›Anderen‹, die damit jenseits von Moderne verortet werden.Damit wird sowohl der Hoheitsanspruch als auch die Definitionsmacht eines europäisch-rationalen Wissensbegriffs irritiert – und die Frage nach seinen Grenzen aus der Perspektive religiöser Praxis aufgeworfen. Inga Scharf da Silvas Dissertation zeigt dabei in herausragender Weise, wie Europäische Ethnologie und ihre Methodologie der Ethnographie im besten Sinne für ein solches grenzüberschreitendes Manöver eingesetzt werden können.«
Prof. Dr. Regina Römhild, Professur für Postkoloniale Anthropologie Europas, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität zu Berlin
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»In den ersten Jahren gehörte Inga Scharf da Silva zur Gemeinschaft Terra Sagrada, die ihren Stammsitz im Appenzell hat, dann zur Kölner Gemeinschaft Strahlenzirkel St. Michael. Beide Mutterhäuser haben Filialen im ganzen deutschsprachigen Raum. Beide sind stark vom afrikanischen Erbe und vom Candomblé geprägt und sind durch jahrelange Ausbildung der Gründerinnen in Brasilien entstanden. Auf diesem Hintergrund bietet dieses Buch einzigartige Innen-Ansichten. In vielen Abschnitten dokumentiert es die Entwicklung, die Aktivitäten, die Diskurse und Selbstreflektionen beider Gemeinschaften.«
Ullrich Relebogilwe Kleinhempel, Zeitschrift für Religionswissenschaften 2023 (31/1)